Heute schon wissen, was morgen gefragt ist

Das besondere Konzept der Bayerwald Leasing GmbH

Markus Schedwill (links) und Stefan Schuster. (Foto: de)

Wo haben Sie ihr Auto her? Aus privater Hand oder vom Händler? Wenn Sie einen Jahreswagen bei einem Händler gekauft haben, dann könnte es sein, dass Sie einen in der Garage stehen haben, der schon im Bestand der Bayerwald Leasing GmbH in Niederrunding war. Die Geschäftsführer Markus Schedwill und Stefan Schuster haben mehrere Probleme im Autohandel zum Anlass genommen, um ihr Unternehmen mit rund 30 Millionen Jahresumsatz in zehn Jahren aufzubauen.


Die Probleme, die beim Autohandel auftreten, sind vielfältig. Hersteller möchten möglichst viel verkaufen, Gebrauchtwagenhändler natürlich auch. Die wollen nur gefragte Wagen, Ladenhüter sollen möglichst nicht auf dem Hof stehen. Gefragt sind bei bestimmte Autos mit bestimmter Ausstattung - die Renner auf dem Markt. Die sind aber hart umkämpft und dementsprechend teuer. Die Kunden der Autohäuser wollen jedoch ihr Traumauto mit möglichst wenig Kilometern zu einem fairen Preis. Wie kann man alle Wünsche unter einen Hut bringen?


"Was wäre, wenn wir schon vorher bestimmen könnten, welche Jahreswagen in welcher Ausstattung und in großer Zahl wir aufkaufen und weiterverkaufen können?", so die Überlegung der Firmengründer der Bayerwald Leasing GmbH. Genau hieraus ist das Geschäftsmodell entstanden.


Eingekauft wird von der Firma dort, wo große Flotten an Autos stehen. Nämlich bei den Mietwagenanbietern. Der Mietwagenfirmen wechseln ihren Fuhrpark in atemberaubender Geschwindigkeit. Gerade einmal sechs Monate soll ein Auto Geld einfahren. Schon ab dieser Zeit gehen nämlich dann die Kosten los, die den Gewinn schmälern: Reifenwechsel, TÜV, der bei Mietwagen schon nach einem Jahr fällig ist, 20 000-Kilometer-Inspektion. Das heißt, nach einem halben Jahr ist der Wagen reif zum Weiterverkauf. Und der soll dann zu einem bereits beim Einkauf kalkulierbaren Preis unkompliziert und ohne große Instandsetzungskosten erfolgen. Der Einkaufspreis für Mietwagenflotten ist von Werk ab meist extrem günstig, weil hier zum Beispiel ein sehr großer Mengenrabatt gewährt wird. Im Idealfall kann der Mietwagenanbieter einen großen Teil des Einkaufspreises durch den Verkauf an die Bayerwald Leasing GmbH zurückerhalten.


Erfahrung und Planung


Doch die Arbeit von Markus Schedwill und Stefan Schuster beginnt nicht erst in dieser Phase des Kaufs. Sie sind Kenner der Mietwagen- und Kfz-Branche und treten schon ein Jahr vorher an die Verleihfirmen heran. Die melden den beiden Geschäftsführern etwa, dass sie planen, ein paar Dutzend Kombis einzukaufen. Das Modell, die genaue technische Ausstattung und das Design legen die Geschäftsführer der Bayernwald Leasing GmbH fest. Sie müssen abschätzen, welche Wagen Einzelhändler auch nach einem Jahr noch verkaufen können. Dafür ist Branchenkenntnis und Gespür notwendig.


Denn nur so kann das gefragte Auto gewinnbringend von der Firma von Schuster und Schedwill über die firmeneigene Online-Plattform an Einzelhändler weitergegeben werden. Die Händler sehen dort einen Festpreis. Versteigerungen auf anderen Plattformen kosten Zeit. "Eine oder zwei Stunden auf einer Versteigerungsplattform für ein Auto bieten, das kann sich ein Händler höchstens mal in einem Ausnahmefall leisten," erklärt Markus Schedwill. Der Kauf zum Festpreis bei der Bayerwald Leasing GmbH geht wie der Einkauf von anderen Dingen im Netz - innerhalb weniger Minuten. "Auf Wunsch bekommt der Händler den Wagen geliefert. Etwaige Mängel, wie Kratzer, werden nicht verschwiegen und sind im Preis mit einkalkuliert," so Schedwill.


Nervenkitzel dabei


Das Geschäftsmodell der jungen Männer aus dem Bayerischen Wald wird von anderen Firmen meist nur in Ansätzen und nicht ausschließlich umgesetzt, wie Markus Schedwill angibt. Ein wenig Nervenkitzel ist immer dabei. Wurde der Markt richtig eingeschätzt? Wie ändern sich Vorgaben? Welche politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen stehen an? Welche neuen Modelle laufen vom Band? Fragen, die die beiden Firmengründer in ihrem Alltag beschäftigen und ihr Geschäft spannend machen.


Die letzten Jahre war die Autonation Deutschland von vielen Fragen und Skandalen geplagt und hat so einige Dellen einstecken müssen. Wie geht es mit dem E-Auto weiter, kann man sich überhaupt noch einen Diesel kaufen? Fragen, die den Endverbraucher oft überfordern. Markus Schedwill kann den Markt abschätzen. Es kennt die Autobranche von allen Seiten und hat mit seiner Firma Erfahrungen gemacht.


"Das Elektro-Auto kann schon aus logistischen Gründen in den nächsten zwei Jahrzehnten keinen Siegeszug antreten," betont er. Zu lange Ladezeiten, zu wenig Zapfsäulen, zu wenig geeignet für den ländlichen Raum. "Etwa in Norwegen funktioniert das besser. Hier gibt es weniger Menschen, mehr Zapfsäulen, weniger Straßen, hohe Steuern auf Benziner und Diesel-Fahrzeuge. Außerdem zahlt der Gesetzgeber hier hohe Prämien an die E-Autokäufer. Hier rentiert es sich, ein Elektroauto zu kaufen."


Autos für die Zukunft


Mehr Zukunft sieht Schedwill unter anderem für Brennstoffzellen-Autos. "Das Tanken von Wasserstoff geht schnell, aus dem Auspuff kommt nur Wasserdampf," so Schedwill. Etwaige Bedenken um Gefahr durch Wasserstoff relativiert er: "Wir dürfen nicht vergessen: Auch Benzin birgt Gefahren."


Rund 80 Prozent der von der Bayerwald Leasing GmbH ein- und verkauften Autos waren vor dem Skandal 2015 Dieselfahrzeuge. Das Überraschende: Heute sind es nur geringfügig weniger - etwa 65 Prozent. Bei 2 500 Autos, die im Jahr über den Hof der Firma gehen, eine beträchtliche Anzahl. Markus Schedwill hat keine Angst, auf seinen Dieselfahrzeugen sitzen zu bleiben. "Wir kaufen und verkaufen nur Autos mit Euro-6-Norm. Euro-5-Autos werden in Deutschland sowieso größtenteils nach Osteuropa verkauft, wo die Regelungen lockerer sind."


Es sind weniger Dieselfahrzeuge auf dem Markt, seit dem Skandal. Euro-6-Diesel sind aber nach wie vor gefragt. Gerade in ländlichen Gegenden. Das sorgt dafür, dass für solche Autos von den Händlern gute Preise erzielt werden. Hier bestimmt Angebot und Nachfrage," so Schedwill.



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27. March 2019 12:56
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Doris Emmer
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